Urogenitale Atrophie durch Östrogenmangel

Was ist urogenitale Atrophie?

Die Verdünnung des Genital- und Harnröhrengewebes, die durch Östrogenmangel auftreten kann, wird urogenitale Atrophie genannt. Die urogenitale Atrophie kann bereits nach 3 Monaten Testosteron-Therapie einsetzen, aber meist erst nach 2-3 Jahren, und verschlimmert sich zunehmend, wenn nichts unternommen wird. Falls die Behandlung zu spät begonnen wird, kann die bereits aufgetretene Atrophie nicht komplett rückgängig gemacht werden. Die urogenitale Atrophie tritt sehr häufig bei Personen ein, die über einen längeren Zeitraum mit einer Testosteron-Therapie behandelt werden.

Durch den Rückgang der Schleimhaut liegt für die Laktobazillen (Milchsäurebakterien) kein geeigneter Nährboden mehr vor. Somit verschiebt sich der pH-Wert von etwa 4 für gewöhnlich auf einen Wert von 6 bis 8. Damit ändert sich das Milieu von sauer zu alkalisch. Dieser Prozess bringt auch eine Veränderung der Vaginalflora mit sich, sodass Bakterien und Keime es etwas leichter haben, in den Körper einzudringen. Daher ist die urogenitale Atrophie oftmals mit einer erhöhten Anfälligkeit von Reizungen oder Infektionen verbunden. Das Gewebe verliert zudem die Fähigkeit, Wasser zu speichern, somit nimmt auch die Feuchtigkeit der Scheide ab. Weiters ist das Gewebe weniger widerstandsfähig, wodurch Verletzungen und Entzündungen schneller auftreten können, was sich durch ein Brennen oder sogar Blutungen äußert.

 

Symptome

  • Trockenheit
  • Steigerung des vaginalen pH-Wertes auf über 5,0
  • Entzündungen, Brennen
  • Schmerzen, Brennen und Blutungen beim Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Wiederkehrende Harnwegsinfekte
  • Juckreiz
  • Übermäßiger Scheidenausfluss
  • Inkontinenz (vor allem Belastungsinkontinenz beim Husten, Niesen oder körperlicher Betätigung)

 

Diagnose

Die Beschwerden werden mit dem*der Gynäkolog*in besprochen. Außerdem wird der Östrogengehalt der Zellen der Schleimhaut wird durch den*die Gynäkolog*in bestimmt, allerdings können die Symptome bereits eintreten bevor dieser als zu niedrig markiert wird.

 

Behandlung

Urogenitale Atrophie wird durch lokale Östrogenpräparate wie Creme oder Zäpfchen behandelt. Diese sind rezeptpflichtig. Es wird mit einer sehr niedrigen Dosierung gestartet, beobachtet, ob diese ausreicht und anschließend gegebenenfalls erhöht. Da es sich nur um eine sehr niedrige Östrogenmenge handelt, wird dabei die Maskulinisierung nicht beeinträchtigt. 3-4 Wochen nach Beginn der Behandlung sollte sich eine Besserung zeigen. Werden die lokale Östrogenpräparate abgesetzt, treten die Beschwerden in der Regel recht schnell wieder ein.

Die Anwendungshäufigkeit des Zäpfchens ist individuell, aber meist einmal pro Woche, jeweils Abends vor dem Schlafengehen. Eine Binde ist dabei zu empfehlen. Das Zäpfchen kann ein starkes Brennen verursachen, sobald es beginnt sich aufzulösen, welches für etwa eine halbe Stunde andauert.

Die Creme wird täglich angewandt und wird manchmal auch zusätzlich zum Zäpfchen verschrieben.

 

Beispielpräparate:

 

Vagisan FeuchtCreme oder GynialActiv FeuchtCreme sind hormonfrei, nicht rezeptpflichtig und helfen gegen Scheidentrockenheit. Deumavan Schutzsalbe schützt die Schleimhaut vor Gewebeschädigung und Reizungen bei mechanischer Belastung und kann vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen werden.

 

Quellen

https://www.sgn-berlin.de/was-ist-eine-vaginale-atrophie

https://www.healthline.com/health/womens-health/can-vaginal-atrophy-be-reversed

https://www.hormonspezialisten.de/indikationen/urogenitale-atrophie/symptomatik

https://lioness.io/blogs/sex-guides/your-vag-on-t-dealing-with-vaginal-atrophy

https://www.med-specialists.com/behandlungen/vaginale-atrophie

https://www.sfaf.org/collections/beta/qa-gynecologic-and-vaginal-care-for-trans-men/